Stethoskop und Tastatur eines Computers

Klinikinformationssysteme – Nutzen oder Risiko für die Patientensicherheit?

Unsere Welt wird jeden Tag digitaler, so werden heutzutage auch die gesamte Patientendokumentation sowie Verordnungen in elektronischen Klinikinformationssystemen (KIS) verarbeitet. Ein aktuelles Forschungsprojekt untersucht, welche Folgen KIS auf die Patientensicherheit haben, insbesondere wenn diese Systeme nicht auf die Arbeitsabläufe abgestimmt sind.

Elektronische Informationssysteme im Gesundheitswesen haben das Potenzial, die Effizienz die Sicherheit und die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Werden diese Systeme jedoch unsachgemäss konzipiert, entwickelt, implementiert und angewendet, dann kann die Digitalisierung die ohnehin komplexe Gesundheitsversorgung noch komplexer machen. Internationale Studien belegen, dass eine schlecht konzipierte IT zu Medikationsfehlern und unerwünschten Arzneimittelereignissen, falschen Diagnosen, einer erhöhten Mortalität sowie zu schweren Verletzungen oder sogar zum Tode führen kann.


Viele KIS sind technologisch veraltet, bilden die Prozesse eines Spitals schlecht ab und lassen sich nicht über Spital-, Kantons- oder Sprachgrenzen hinweg vernetzen.

Ausgangslage

Aktuell im Einsatz stehende Schweizer Klinikinformationssysteme sind häufig technologisch veraltet und bieten wenige Möglichkeiten, neue Technologien einzubinden. Kritikpunkte sind die Benutzeroberflächen und Schnittstellen sowie die Funktionalität der Systeme, deren Komplexität und Langsamkeit. Allerdings liegen für die Einschätzung der Probleme kaum empirische Erkenntnisse vor.

Forschungsprojekt «KIS»

Im Forschungsprojekt «KIS» sollen die Unterschiede zwischen zwei in der Schweiz gängigen Klinikinformationssystemen (hinsichtlich ihrer Effizienz und Patientensicherheit) identifiziert werden. Basierend auf internationalen Studien wird angenommen, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Systemen gibt. Im Rahmen dieser quasi-experimentellen Studie wird ein klassischer szenario-basierter Usability Test durchgeführt. Ärztinnen und Ärzte von vier verschiedenen Spitälern (Spital1-KIS1, Spital2-KIS1, Spital3-KIS2, Spital4-KIS2) erledigen unter kontrollierten Bedingungen typische Aufgaben der Patientenversorgung, wie z.B. Medikamentenverordnung oder Laboraufträge. Dabei werden Fehlerhäufigkeit und Effizienz erfasst. Die Interaktion der Ärztinnen und Ärzte mit dem KIS wird mit Kameras aufgezeichnet.

Primäre Outcomes

  • Anzahl der zur Erledigung der einzelnen Aufgaben erforderlichen Mausklicks
  • Anzahl Fehler

Sekundäre Outcomes

  • Dauer zur Erledigung einer Aufgabe
  • Fehlerart
  • Genauigkeit

Zeitplan und Projektrahmen

Das Forschungsprojekt wurde im 2020 konzipiert und von November 2020 bis März 2021 erfolgreich durchgeführt. Die Ergebnisse sind ausgewertet und eine erste Publikation wurde bereits veröffentlicht.

Finanziell wird das «KIS»-Forschungsprojekt durch die Stiftung Lindenhof Bern, Fonds Lehre und Forschung, der Hanela Stiftung sowie dem Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) unterstützt.


Dem Swiss eHealth Barometer 2019 zufolge waren 45% der Spitalärztinnen und Spitalärzte mit ihrem KIS nicht zufrieden.

Relevanz der Resultate

Mit der Studie werden erstmalig für die Schweiz empirische Erkenntnisse über die Fehleranfälligkeit der Nutzung von KIS generiert. Die Studie adressiert hiermit einen noch weitgehend unerforschten Bereich. Das durch die Studie gewonnene Verständnis durch die Studie wird essenziell sein, um die Systeme zu verbessern sowie sicherer zu gestalten. Ausserdem sind diese Erkenntnisse eine wichtige Voraussetzung zur Erwägung respektive Erstellung von Richtlinien zu Design, Entwicklung, Implementierung und Nutzung.


Das Projekt wurde seitens der Stiftung von Prof. Dr. David Schwappach und Dr. med. Simone Fischer geleitet.

Bitte wenden Sie sich an das Sekretariat:

infonoSpam@patientensicherheit.noSpamch