Während das erste nationale Pilotprogramm «progress! Sichere Chirurgie» die chirurgische Checkliste schweizweit einführte, zielte das COM-Check-Programm darauf, den Umgang und die Anwendung zu überprüfen und zu verbessern. Das Programm startete im Oktober 2018 und wurde nun abgeschlossen. Zwölf Betriebe mit 15 Standorten nahmen am Programm teil.
Checken ist mehr als Abhaken
«Eine chirurgische Checkliste nützt nur, wenn sie vom ganzen OP-Team konsequent, vollständig und gut angewendet wird», erklärt Professor David Schwappach, Direktor der Stiftung. «Unsere Beobachtungen zeigten, dass dem nicht immer so ist». Aus diesem Grund haben wir das Programm «progress! COM-Check – Sichere Chirurgie» lanciert. «COM-Check steht dabei für Compliance mit der chirurgischen Checkliste», erklärt Programmleiterin Anita Imhof. Im Zentrum des neuen Programms stand also die Frage, wie gut und konsequent die Checkliste tatsächlich angewendet wird.
Neuer Ansatz – Beobachtung und Feedback durch Teammitglieder
Kernstücke des COM-Check-Programms sind Compliance-Messungen mit Live-Beobachtungen und unmittelbarem Feedback. Im Programm wurden knapp 9‘000 Compliance-Daten erfasst und über 700 Peer-Beobachtungen im OP durchgeführt, die mit einem im Programm entwickelten Beobachtungsinstrument dokumentiert wurden. Dabei war das unmittelbare, kollegiale und lernförderliche Feedback an die Teammitglieder ein zentrales Element. In drei von zehn Rückmeldungen wurden Verbesserungspotenziale aufgezeigt und in jedem fünften Feedback wurden Unklarheiten diskutiert. Die Operationsteams reagierten sehr positiv. Mehr als zwei Drittel der Projektmitglieder wollen die Compliance-Messungen mit Live-Beobachtungen und Feedback auch in Zukunft weiterführen.
Gute Compliance mit Schwächen
Bei fast allen Operationen in den teilnehmenden Spitälern werden Teile der OP-Checkliste bearbeitet, jedoch nur bei rund 80% der Eingriffe konsequent alle drei Teile. «Wir konnten aufzeigen, dass die Checkliste in neun von zehn Anwendungen zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt wurde und dann auch alle relevanten Teammitglieder dabei waren», betont Programmleiterin Imhof. «Allerdings pausierten nur zwei Drittel ihre Arbeit für die Checklistenbearbeitung.». Imhof ergänzt, dass es im Checklistenprozess redundante Kontrollen braucht, die zuverlässig, zu zweit und im Abgleich mit weiteren Quellen durchgeführt werden müssen, um Fehler zu vermeiden. Es zeigen sich bei einzelnen Kontrollpunkten aber Nachlässigkeiten, beispielsweise bei der visuellen Kontrolle der Patientenidentität oder der Markierung der Operationsstelle. «Mittels des Monitoring-Konzepts konnten die teilnehmenden Spitäler solche Schwachstellen entdecken und verbessern» sagt Anita Imhof.
Anwendung der Checkliste regelmässig überprüfen
Insgesamt zeigte sich, dass die OP-Checkliste in vielen Betrieben sorgfältig angewendet wird. Dennoch besteht Optimierungspotenzial. Programmleiterin Imhof betont: «Nur durch vor Ort Beobachtungen können Nachlässigkeiten wie das Auslassen von Items oder das ungeprüfte Bestätigen einer Information entdeckt werden». Das anschliessende Feedback ermögliche, Unklarheiten zu diskutieren oder Wissenslücken bzw. falsche Annahmen zu korrigieren. Patientensicherheit Schweiz empfiehlt ein regelmässiges Monitoring der Compliance mit Beobachtung und Feedback. Eine konsequente und zuverlässige Checklistenanwendung erhöht die Sicherheit in der Chirurgie.
Informationen über das Programm und teilnehmende Spitäler: www.patientensicherheit.ch/com-check
KONTAKT
Prof. Dr. David Schwappach, Direktor der Stiftung
Anita Imhof, Programmleiterin progress! «Com-Check – Sichere Chirurgie»
Tel. +41 79 274 91 55, medien@patientensicherheit.ch